Vegetationsbrand - Training unter realistischen Bedingungen
Am vergangenem Samstag konnte die Feuerwehr Seesen an einem abgemähten Stoppelacker die Brandbekämpfung eines Vegatationsfeuers üben. Dazu wurden gezielt Bodenfeuer entfacht und in Gruppenstärke abgelöscht. Hierbei wurde das gezielte Aufbringen von Löschmitteln und der Umgang mit den erforderlichen Geräten geübt.
So zog dann auch immer mal wieder dichter Rauch von der B 243 - zwischen Kirschenallee und der Schrebergartenkolonie - vom einem StoppelfeId. Einige Stadtbewohner glaubten bereits an einen realen Vegetationsbrand. Der war es ja auch, jedoch aus reinen Übungszwecken für die Seesens Feuerwehrleute. Fünf Ausbilder um Seesens Ortsbrandmeister Thomas Bettner hatten nachdem alle erforderlichen Genehmigungen vorlagen, an diesem Tag jeweils zehn Brandschützer aus Gründen des Infektionsschutzes in vier Gruppen versammelt, um das Anwenden der richtigen Einsatztaktik und die Handhabung von Feuerpatsche, Löschrucksack und D-Schlauch einmal mehr zu erproben. Kameraden der Drohnengruppe unterstützten zudem aus der Luft bei der Erkundung und sicherten die Einsatzkräfte bei etwaigen Geschwindigkeitens- und Richtungswechseln des Feuers.
Unter Vegetationsbränden werden Brände in Wäldern, Heide, Wiesen, Feldern, usw. zusammengefasst. Taktisch relevant ist für die Feuerwehr, dass sich das Feuer „frei“ entwickelt und nicht durch baulichen Brandschutz begrenzt ist, wie wir es beispielsweise von Wohnungsbränden kennen. Durch Veränderung von Windverhältnissen oder Vegetationsübergänge kann sich die Ausbreitungsrichtung und -geschwindigkeit des Feuers verändern. Deshalb ist es wichtig, einen Beobachter vorzusehen, der sich auf das Verhalten des Feuers und der Randbedingungen konzentriert. Wichtig ist auch, das Feuer mit dem Wind an den Flanken anzugreifen und sich nicht vor der Feuerfront aufzuhalten. Die eigentliche Bekämpfung des Feuers geschieht geringen Mengen an Wasser mit D-Strahlrohren, Löschrucksack und in Handarbeit mit Feuerpatschen, Schaufel und Spaten.
Gekommen waren an diesem Tag 35 Seesener und fünf Mitglieder der Ortsfeuerwehr Herrhausen. Dass diese Einsätze über die Jahre mehr werden, darüber berichten immer wieder die einschlägigen Medien. Die betrifft Brände auf Feldern, Brachen, Freiflächen, Stoppelackern etc. - geschätzt (da durch Statistik bisher nicht belegbar) rund 8.000 - 10.000 pro Jahr. Alle Bundesländer sowie ALLE Feuerwehren von Großstadt bis hin zu ländlichen Bereichen sind daher betroffen. Diese Brände mit leichten Brennstoffen (Gras, Stroh etc.) sind oft sehr gefährlich aufgrund der Ausbreitungsgeschwindigkeit und der schwer vorhersehbaren Richtungswechsel. Schnell kann sich das Feuer ausbreiten und die Brandschützer sogar einschließen. Vor allem wenn der Wind dreht.
Die Brandbekämpfung von Vegetationsbränden hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Früher galt eher die Devise mit viel Wasser zu agieren, oft war der Tank leer und die Flammen noch nicht erloschen. Ein effektiveres Arbeiten ist heute durch geringen Mengen an Wasser mit D-Strahlrohren oder einem Löschrucksack möglich. Mit seinen 20 Liter Wasserinhalt ist der Löschrucksack zehn Mal effektiver als die Feuerpatsche und funktioniert ähnlich wie eine Wasserpistole. Mit wenig Wasser wird eine große Wirkung erzielt.
Die Feuerwehren im Stadtgebiet sind pro Fahrzeug mit zwei bis drei Feuerpatschen ausgerüstet. Das hängt mit dem großen Heidebrand in den 1970er Jahren zusammen. In der Folge erhielten die Seesener die Feuerpatschen, sodass sie nunmehr seit über 50 Jahren bei der Brandbekämpfung von Vegetationsbränden eingesetzt werden. Anders sieht es mit den Löschrucksäcken aus - 200 Euro kostet solch ein Einsatzmittel. Ermöglicht wurden diese über Spenden oder die Brandschützer haben für die Beschaffung Mitgliedsbeiträge verwendet, um sie sich selbt anzuschaffen. Aktuell gibt es insgesamt sechs Löschrucksäcke im Stadtgebiet - jeweils zwei in Seesen, Rhüden und in Mechtshausen.
Text: | Lutz Lunkewitz | |||
Fotos: | Einsatzdokumentation Feuerwehr Seesen |