Donnerstag, 28. März 2024
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Rückblick auf die Lösch- und Trinkwasserversorgung in der Stadt Seesen

Historie 103Ein Rückblick auf die Feuerlösch– und Trinkwasserversorgung der Stadt Seesen, zusammengetragen von Dieter Neuse (Versorgungsbetriebe Seesen), aus der Zeit von 1872 bis 1994.

Mit einer Bürgerversammlung am 12. Februar 1872, in der 120 Hausbesitzer die Verbesserung der Trink- und Löschwasserverhältnisse forderten, begann in Seesen die zentrale Versorgung mit Wasser.

Eine Verminderung der Feuergefahr und damit eine einhergehende Herabsetzung der Feuerversicherung für Haus und Mobiliar waren damals dabei sicher wichtiger als die Forderung nach hygienisch einwandfreiem Wasser. Verhandlungen über den Bau einer Wasserleitung wurden nachweislich ab 1844 regelmäßig im „Stadtverordneten-Collegium" geführt. Allerdings scheiterten diese immer wieder an den bereits 1845 bezifferten Kosten von 1200 Talern.

Durch die 1866 vom Feuerlöschteich im heutigen Kurpark gebaute Wasserleitung der Braunschweiger Staatsbahn für die Wasserversorgung der Dampflokomotiven kam es unter Bürgermeister Pockels erneut zu ernsthaften Verhandlungen hinsichtlich einer gemeinsamen Nutzung der vorhandenen Leitung. Aber auch dieses Vorhaben scheiterte wiederum an den zu hohen Kosten für den Bau eines Wassernetzes mit Speicherbehälter.

Dadurch mußten notgedrungen weiterhin die Wasserschöpfstellen entlang der Schildau von ,,angesehenen Bürgern“ für die Brandbekämpfung betreut werden. Beim ersten Feuerlärm wurden dann bereitliegende Dämmungen in die Wasserströmung gelegt, um das angestaute Wasser in Ledereimern in bereitstehende Wassertober für die Spritze zu füllen.

Im Jahre 1872 gelang es Bürgermeister Bierstedt endlich, die seit langem geforderte Wasserleitung mit Hochbehälter zu bauen. Der finanzielle Aufwand wurde mit 25.207 Talern abgerechnet. Über Staustufen wurde an „Bullarsbrunnen“, „Grane“ und „Schildau" Wasser gesammelt, mittels Rechen und Absitzbecken von groben Verschmutzungen befreit und in Tonröhren in den neuen 350 m³ fassenden Hochbehälter geleitet. Aus diesem nun erstmals frostunabhängigen Speicher leitete man das Wasser in einer 6-Zoll-Leitung aus Gußeisen in die dort beginnende Reichsbahnleitung, die zur Versorgung der Dampflokomotiven von hieraus Wasser zum Seesener Bahnhof transportierte.

Drehscheibe2 Die Bekohlungsanlage unweit des Seesener Lokschuppens, die der Entladung, Lagerung und Einlagerung von Steinkohle sowie der Beschickung von Dampfkesseln mit Steinkohle diente.

Durch geschickte Verhandlungen von Bürgermeister Bierstedt mit der Staatseisenbahn konnte diese Leitung vom Stadtpark bis an die Eisenbahnbrücke Lautenthaler Straße unentgeltlich von der Stadt übemommen werden. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadt, täglich 140 m³ Wasser bereitzustellen.

Drehscheine3 Der Wasserkran vor dem Seesener Lokschuppen mit Drehscheibe diente zur Versorgung von Dampflokomotiven mit großen Wassermengen.

 Von der Brücke Lautenthaler Straße wurde nun, beginnend mit einer 5-Zoll-Leitung, die gesamte Stadt mit einem Wasserleitungsnetz versehen. Im Dezember 1872 waren für damalige Verhältnisse mit einem ungeheueren Aufwand an Arbeitskräften insgesamt 11.000 m Rohr mit 26 Hydranten, 18 Absperrschiebem und 150 Hausanschlüssen in schwerster Handarbeit verlegt worden. Bis 1870 erhöhte sich die Anzahl der Hausanschlüsse auf 255 Stück, die der Hydranten allerdings nur auf 30 Stück.

Die Löschwassersituation in der Stadt Seesen war durch die neuen Unterflurhydranten auf einem technisch hervorragendem Stand. Jedoch wurde nun durch Wasserverschwendung der Bürger und trockene Sommer oft Wasserknappheit beklagt. Die Wasserlieferung an die Reichsbahn aber auch der Löschwasserbedarf für die Feuerwehr konnten nicht erfüllt werden. Im Jahr 1896 - so ist nachzulesen lehnte der damalige „Commandeur“ der Feuerwehr Steigerthal die Verantwortung im Brandfall wegen Wassermangels ab.

Alten Aufzeichnungen kann entnommen werden, daß im Sommer 1911 erst die Grane und dann die Schildau trockenfielen, so daß die Trinkwasserversorgung mittels Fässen auf Pferdefuhrwerken aus dem Bereich Kreienbom aufrechterhalten wurde.

Historie 099 Die Trinkwasserversorgung wurde im Sommer 1911 mittels Fässen auf Pferdefuhrwerken aus dem Bereich Kreienbom aufrechterhalten.

Die große Trockenheit, aber auch die Angst vor Epidemien und Feuersbrunst veranlaßte die Stadt zu sofortigem Handeln. Unter Bürgermeister Schönemark wurde 1912/13 das Städtische Pumpwerk „Am Kreienborn" und ein neuer 1.250 m³ fassender Hochbehälter am „Forellenstieg“ gebaut. Pumpwerk und Hochbehälter wurden mit einer Gußleitung, Nennweite 225 mm im Verlauf Reichsbahn - Feldmark - Steinbühlstraße - Grefeke verlegt.

Vom neuen Hochbehälter „Lautenthaler Straße“ wurde nun eine neue Versorgungsleitung im Verlauf des „Viehtreiberweges“ bis in die Jacobsonstraße, ebenfalls 225 mm Durchmesser, verlegt. 23 weitere leistungsfähige Hydranten konnten dadurch der Feuerwehr übergeben werden.

Der alte Behälter im Stadtpark sowie Grane- und Bullarsleitung wurden stillgelegt. Das neue Pumpwerk lieferte mit einem 42-PS-Dieselmotor in der trockenen Jahreszeit oder bei Filterunterbrechungen problemlos bis zu 85 m³/h Wasser in den neuen Hochbehälter. Die Kosten für diese große Neuanlage beliefen sich auf 150.000 RM.

Im Jahre 1927 veranlaßte die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Funke den Bau einer Langsamfilteranlage - ebenfalls am Forellensüeg - mit einer Filterfläche von 420 m². Ein Grund für diese Investition war die Forderung der sich ständig erweitemden, qualitätsbewußten Konservenfabriken. Die noch heute in Betrieb befindliche Anlage liefert bis zu 2.000 m³ Wasser pro Tag. Abgesehen von einer nachgeschalteten Chlorgasdesinfektion war bis 1949 keine technische Veränderung notwendig.

Felsenkeller

Illeman Bosse

Historie 098

Blechwarenfabrik Zuechner

In den Jahren 1950/51 machten zunehmender Wasserbedarf, knapper Löschwasservorrat, schlechter Wasserdruck und immer größerer Wasserbedarf der Industrie den Bau eines weiteren Brunnens im Bereich „Kreienborn“ notwendig. Nach erfolgreicher Bohrung konnten aus 117 m Tiefe weitere 90 m³/h Wasser gefördert werden.

Aber erst 1954/55 konnten durch den Bau einer Druckwasserleitung, Nennweite 300, vom Wasserwerk über die Braunschweiger Straße bis direkt in das städtische Netz wieder ausreichende Lösch- und Trinkwasserverhältnisse bis in den Bereich Hochstraße - Gänsepforte geschaffen werden. Das gute Funktionieren dieses Systems ist weitestgehend dem damaligen Pumpenmeister „Hansi“ Sieburg zu verdanken, der durch Pumpenzuschaltung und Umschieberung den jeweiligen Bedarf regulierte.

Durch die Erschließung immer neuer Wohngebiete in den folgenden Jahren, z. B. Probstbusch - Züchnerhügel, Königsberger Straße - Gänsepforte - Danziger Straße, Eichendorffstraße - Horpkestraße - Gerhart-Hauptmann-Straße, stieg der Trink- und Löschwasserbedarf erneut rapide an.

Das im Sommer nachlassende Oberflächenwasser und die Kampagne der Konservenindustrie mit täglich mehr als 3.000 m³ Wasser führten regelmäßig zu Versorgungsengpässen. Um den erhöhten Wasserbedarf der Industrie sicherzustellen, der beginnenden Ausweitung der Stadt Rechnung zu tragen, aber auch um der Hoheitsaufgabe „Feuerlöschschutz" nachkommen zu können, wurde 1962 ein dritter Tiefbrunnen im Trennecketal gebohrt. Aus 156 m Tiefe werden weitere 70 m³/h gefördert. Ein neuer Hochbehälter in der Eichendorffstraße mit 2.000 m³ Speichervolumen und einer Druckerhöhung für den oberen Hasseberg brachten 1964 für die Wasserversorgung eine wesentliche Verbesserung.

Aufgrund der Höhenlage konnte aus den vorhandenen Speicheranlagen jedoch nicht das entstehende Neubaugebiet "Am Spottberg" versorgt werden. Im Jahr 1972/73 wurde deshalb ein weiterer Behälter mit einem Fassungsvermögen von 600 m³, der über eine Transportleitung aus dem Brunnen Kreienborn gespeist wird, gegenüber dem „Café Hölscher“ errichtet.

Ein weiterer Schwachpunkt in der städtischen Wasserversorgung konnte 1977 mit der Erstellung eines 2.000 m³ großen Behälters auf dem Schildberg beseitigt werden. Mit Inbetriebnahme dieses Hochbehälters waren die wechselnden Druckverhältnisse im Netz und die häufigen Rohrbrüche beseitigt.

Die gesamte Speicherkapazität im System betrug inzwischen 5.850 m³. Durch den Großbrand bei der Firma Züchner am 04.01.1983 konnte der Beweis für ein gut funktionierendes Löschwassersystem und der wirkungsvolle Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Seesen erbracht werden. Mehr als 2.500 m³ Wasser wurden für die Brandbekämpfung abgegeben, ohne daß es zu einem Wasserengpaß kam.

zuechner Großbrand in der Blechwarenfabrik Züchner am 04.01.1983.

Der letzte Schwachpunkt in Seesen, der beim Brand des Berggartens im Januar 1984 bei Löscharbeiten deutlich wurde, konnte durch den Bau eines Hochbehälters mit weiteren 800 m³ Speichervolumen auf dem Lauseberg im gleichen Jahr beseitigt werden.

Historie 058 Der verheerende Großbrand des Berggartens im Januar 1984

Eine weitere Verbesserung im Bereich der Ortsdurchfahrt B 248 brachten 1993 bis 1995 eine Emeuerung dieses Systems. Messungen und eine Übung mit dem Schwerpunkt Jagdschloß, Ratskeller, Amtsgericht und Rathaus brachten den Beweis, daß ein Überflurhydrant an diesen Leitungen bis zu 1.880 l/Min. bei 70 m Wassersäule vorhält.

Damit kann die Feuerwehr in der Kernstadt heute über 17 Über- und 318 Unterflurhydranten einen optimalen Löschwasserschutz betreiben.

Auch das letzte „Sorgenkind“, die Klinik Schildautal, wurde aufgrund des Neubaus mit einem leistungsfähigen Wassersystem und 8 Übertflurhydranten versehen, das dem heutigen Stand der Löschwasserversorgung entspricht.

Alles in allem kann die Trink- und Löschwasserversorgung in der Stadt Seesen als sehr gut bezeichnet werden - und das ist keinesfalls - wenn man sich die Trink- und Löschwassersituation in anderen Städten ansieht - eine Selbstverständlichkeit.

Zusammengetragen von Dieter Neuse
Versorgungsbetriebe Seesen
Seesen, im März 1994

Bildquellen:

  • Stätisches Museum Seesen
  • Stadtarchiv Seesen
  • Zeitungsarchiv "Seesener Beobachter"
 
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