Dienstag, 19. März 2024
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„Magnus-Tool“: Seesener erfindet Löscheinheit zur Brandbekämpfung an E-Fahrzeugen

2021 06 15 000Die Entwicklung der Elektromobilität hat in den vergangenen Jahren bekanntlich rasant Fahrt aufgenommen; die „goldenen Jahre“ stehen ihr wohl erst noch bevor. Die Fachleute sind sich aktuell zwar einig, das Fahrzeuge mit Elektroantrieb nicht häufiger in Brand geraten als solche mit Verbrennungsmotor. 

Die freigesetzte Wärme ist in beiden Fällen ebenfalls vergleichbar. Allerdings stellt ein solcher Hochleistungsakku in einem mit Strom betriebenen Kraftfahrzeug eine ganz besondere Brandlast mit häufig auftretenden Komplikationen dar – und die Feuerwehrkräfte zuweilen vor arge Probleme. 

Zum 1. Januar 2021 waren in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 309.100 Elektroautos zugelassen – im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs um 126 Prozent! Doch mit der Zunahme der elektrisch betriebenen Pkw wachsen auch die Probleme, denn bei einem Brand lassen sich die Fahrzeuge nur schwer und mit einem hohen Risiko für die Einsatzkräfte löschen. „In den meisten Fällen muss der Unterboden kontinuierlich abgekühlt werden. Gleichzeitig stellt das Austreten der Säuren und Gase eine große Gefahr für die Kameraden dar. Häufig wird das E-Auto daher mit einem Kran in einen Container mit Wasser gehoben und bleibt dort mehrere Stunden stehen. Diese Möglichkeiten haben aber nicht viele Feuerwehren“, erklärt Magnus Hirschfeld. 

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Ist beispielsweise ein Lithium-Ionen-Akku erst einmal thermisch überhitzt und eine Zersetzungsreaktion in Gang gekommen, dann ist dieser Prozess nur schwierig unter Kontrolle zu bringen. Unter anderem wird in diesem Zuge Sauerstoff freigesetzt, der die Reaktion immer weiter „am Leben“ hält. Wasser ist hier das erste Mittel der Wahl. Kühlen, kühlen und nochmals kühlen lautet die Devise. Braucht man bei normalen Verbrennerfahrzeugen vielleicht 600 bis 800 Liter Wasser zum Löschen, so können das beim E-Auto schon mal 12.000 Liter sein. Doch hier stellt sich schon das nächste Problem: Die Feuerwehr muss an die Brandquelle überhaupt erst einmal herankommen, schließlich sind die Batterien fast ausnahmslos im Bodenbereich der Fahrzeuge eingebaut. „Natürlich werden mittlerweile schon Löschlanzen entwickelt, mit denen man bis zur Batterie vordringen kann; aber wer will mit einer Lanze ins Auto stoßen, wenn beispielsweise Personen eingeklemmt sind?“, fragt Hirschfeld.

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Nach intensiven Gesprächen mit Berufsfeuerwehren kam Hirschfeld schließlich auf die Idee, eine Löscharmatur zu entwickeln, das die Kühlung des Unterbodens gewährleistet ohne die Einsatzkräfte zu gefährden: An einen 1,20 Meter langen Zylinder aus hitze- und durckbeständigem Metall wird ein C-oder D-Schlauch angeschlossen. Durch kleine Öffnungen tritt das Wasser direkt nach oben und seitlich im 45-Grad-Winkel aus. Der Zylinder wird bei einem Brand einfach unter das Auto geschoben und kann beliebig durch Anschließen zusätzlicher Elemente erweitert werden. Doch das Werkzeug kann multifunktional eingesetzt werden: „Es ist adaptierfähig und kann auch bei einem Waldbrand, bei Innenangriffen oder zur Dekontamination bei ABC-Einsätzen sehr nützlich sein“, so Hirschfeld. Insgesamt 2,5 Jahre hat er an seiner Idee getüftelt und hat sich dabei auch Feedback aus den verschiedensten Kreisen geholt. 

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Neben viel Zeit hat Hirschfeld auch Geld investiert - inzwischen hat er mehrere Patente angemeldet und steht in engem Austausch mit Automobilherstellern und Berufsfeuerwehren, um sein Magnus-Tool stetig zu verbessern und schließlich sogar in Produktion zu gehen. Die ersten voll einsatzfähigen Exemplare hat Hirschfeld nun offiziell den Feuerwehren Rhüden und Seesen übergeben. „Pioniergeist und Engagement bringen uns weiter - es ist toll, dass hier eine Idee in die Tat umgesetzt wurde“, freut sich Seesens Bürgermeister Erik Homann. Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke zeigte sich erleichtert: „Durch das Magnus-Tool haben wir nun ein weiteres Hilfsmittel, Brände von Elektroautos sicher in den Griff zu bekommen ohne unsere Kameraden in Gefahr zu bringen – denn die Gesundheit unserer Einsatzkräfte steht natürlich immer an erster Stelle.“  

   
Text:   Lutz Lunkewitz
Fotos:  Beatrice-Arianne Dziuba
 
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