Scheune in Kirchberg brennt komplett nieder - Polizei ermittelt wegen Brandstiftung
Donnerstag, 27.09.2018, 00.09 Uhr
Nachdem in der Nacht zum Mittwoch ein Verkehrsunfall auf der BAB 7 mit drei beteiligten Fahrzeugen und vier Verletzten die Einsatzkräfte in Atem hielt, wurde die Feuerwehr Seesen am heutigen Donnerstag, wiederum kurz nach 0 Uhr zu einem Brandeinsatz alarmiert.
Ursprünglich gemeldet war ein Feuerschein im Gewerbegebiet an der Triftstraße. Wie sich jedoch kurze Zeit später herausstellte, kam dieser von einer Scheune am Waldrand von Kirchberg in der "Alten Dorfstraße". Neben den Feuerwehren aus Seesen und Kirchberg wurde auch der Zug Süd des Stadverbandes mir den Feuerwehren Herrhausen, Ildehausen und Münchehof alarmiert. Der Feuerschein war auf der Anfahrt zur Einsatzstelle deutlich zu sehen. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte am Brandort stand die Scheune bereits vollständig in Flammen.
Zunächst galt es die Brandausbreitung auf den Wald und weitere angrenzende Flurstücke zu verhindern. Nach der Abarbeitung dieser Lage sowie weiteren Erkundungen vor Ort stellte sich heraus, dass in der Scheune, neben Maschinen, auch ein Tank mit Flüssigdünger lagerte, dieses war noch mit rund 8.000 Litern des Stoffes gefüllt. Wenn dieser Flüssigdünger eine Temperatur von über 170 Grad Celsius erreicht, werden unter Umständen Stickoxide freigesetzt, daher musste alles daran gesetzen werden, die Temperaturen herunterzukühlen. Insgesamt vier Stunden wurde Löschwasser für diese Aufgabe benötigt, zu Spitzenzeiten wurden am Einsatzort 6.000 Liter Wasser pro Minute gefördert.
Ein weiteres Problem musste in diesem Zusammenhang vorher gelöst werden. Eigentlich wollten die Brandschützer das Wasser aus der Markau fördern, die unweit der Scheune fließt, jedoch war sie hier ausgetrocknet und so musste die Feuerwehr das Wasser von anderer Stelle holen. Verlegt wurde hierfür eine Schlauchstrecke zur Wasserförderung vom Meiereiteich, unweit des Kirchberger Rittergutes zu finden, bis zum Einsatzort - zwei Kilometer wurden hier insgesamt mit dem Schlauchwagen (SW 2000) verlegt.
Im weiteren Verlauf des Einsatzes wurde dann gegen 1.20 Uhr der Zug Nord alarmiert, da Atemschutzgeräteträger fehlten, gingen die Feuerwehren aus Bilderlahe, Bornhausen, Engelade und Mechtshausen zunächst an der Hammershäuser Mühle in Bereitstellung. Insgesamt waren 200 Brandschützer von neun Feuerwehren vor Ort. Die Rhüdener Kameraden blieben für weitere Notfälle in ihrem Standort in Rufbereitschaft. Alle Maßnahmen am Objekt mußten unter Atemschutz, und daher unter hohem Personaleinsatz, sowie teils mit schwerem Gerät und in Zusammenarbeit nahezu aller Seesener Ortsfeuerwehren durchgeführt werden.
Nachdem um 1.35 Uhr "Feuer unter Kontrolle" gegeben werden konnte begannen die Nachlöscharbeiten. Hierfür wurden die Kräfte des Zuges Nord aus dem Bereitstellungsraum in den Einsatz eingebunden.
Darüber hinaus war die Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) aus Goslar mit ihrem Atemschutzcontainer vor Ort, um die Feuerwehrkameraden mit fehlendem Material zu versorgen, darunter Atemschutzgeräte, die seit dem FELS-Brand Ende Juni dem Seesener Stadtverband fehlen. Das sieht bei einem solchen Einsatz die derzeit geltende Alarm- und Ausrückeordnung der Stadt Seesen vor.
Ein nah gelegener Tierunterstand auf dem Gelände wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Zum Glück waren die drei Pferde auf einer gut 50 Meter entfernten Wiese untergebracht.
Aufgrund der Gefahrensituation mit dem Flüssigdünger wurden von der Spür-und Messeinheit der Kreisfeuerwehr, die Messleitkomponenten aus Bad Harzburg, Buntenbock sowie Bornhausen alarmiert. Zudem wurden die Messfeuerwehren aus Altwallmoden, Oker und Neuenkirchen in den Bereitstellungsraum an der Hammershäuser Mühle beordert. Nach Einweisung der Kräfte wurden diverse Luftschadtstoffmessungen durchgeführt. Da der Düngertank aufgrund der guten Kühlung durch die Feuerwehr jedoch unbeschädigt blieb fielen die Messungen alle negativ aus. Im späteren Verlauf des Einsatzes führte die darauf spezialisierte Feuerwehr Buntenbock noch eine Analyse des Löschwassers durch. Auch diese Proben waren negativ.
Ein Großteil der eingesetzten Kräfte, so auch die Kameraden der Kernstadtwehr wurden gegen fünf Uhr aus dem laufenden Einsatz herausgelöst, und konnte sich der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge und Geräte widmen. Die Feuerwehren Kirchberger und Münchehöfer hielten Brandwache. Dank gilt dem DRK für die Versorgung der Einsatzkräfte.
Bei demGroßbrand kamen keine Menschen oder Tiere zu Schaden. Nach ersten Einschätzungen der Polizei entstand ein Sachschaden in Höhe von mehreren hunderttausend Euro. Darüber hinaus hat die Polizei die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.
Polizei ermittelt wegen BrandstiftungNach dem Brand des Scheunenkomplexes in der Alten Dorfstraße in Kirchberg in der Nacht vom 26. auf den 27. September laufen die Ermittlungen des 1. Fachkommissariats der Polizeiinspektion Goslar weiterhin auf Hochtouren. Am Montag waren die Brandermittler gemeinsam mit einem Gutachter zur Spurensuche an der noch beschlagnahmten Brandstelle unterwegs. „Hierbei fanden sich Hinweise, die auf Brandstiftung hindeuten", teilt Polizeisprecher Markus Lüdke auf Anfrage mit. Ein endgültiges Ergebnis hierzu liegt allerdings noch nicht vor. Zudem gibt die Polizei erstmals eine genauere Schadenshöhe an, nach derzeitigem Ermittlungsstand liegt diese bei rund 800.000 Euro. Die Polizei ermittelt weiter, sie sucht Zeugen und hat folgende Fragen:
Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei Goslar unter (05321) 3390 in Verbindung zu setzen. |
Eingesetzte Kräfte:
- Feuerwehr Seesen mit ELW, TLF 16, LF 20, DLA (K) 23/12, SW 2000, RW 2, GW-L1, MTW
- Feuerwehr Bilderlahe mit TSF, MTW
- Feuerwehr Bornhausen mit TSF-W, MTW
- Feuerwehr Engelade mit TSF
- Feuerwehr Herrhausen mit TSF-W, MTW
- Feuerwehr Ildehausen mit TSF-W, MTW
- Feuerwehr Kirchberg mit TSF, MTW
- Feuerwehr Mechtshausen mit TSF
- Feuerwehr Münchehof mit LF 10, MTW
- FTZ Goslar mit Abrollbehälter Atemschutz und Schlauchwechselwagen
- Spür-und Messeinheiten der Kreisfeuerwehr mit den Feuerwehren Bad Harzburg, Buntenbock, Bornhausen, Altwallmoden, Oker und Neuenkirchen
- Stadtbrandmeister Seesen
- Kreisbrandmeister
- DRK Seesen
- Rettungsdienst der KWB Goslar mit NEF und RTW (Rettungswache Seesen)
- Polizei Seesen
Text: | Lutz Lunkewitz | |||
Fotos: | Feuerwehr Seesen |